Tiere und Pflanzen

Vom Dunklen Seidenkäfer bis zum Nachtreiher, von knorrigen Auwaldbäumen bis zu zarten Orchideen: Die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten im Unteren Inntal ist enorm. Hier finden auch seltene und gefährdete Arten wichtige Rückzugsgebiete.

Tiere

Vögel

Der Untere Inn ist vor allem für seine reiche Vogelwelt bekannt. Besonders im Frühjahr und Herbst tummeln sich hier unzählige Exemplare – denn das Gebiet ist ein bedeutender Rastplatz für Zugvögel. Auf ihrer teils tausende Kilometer langen Reise in die Brut- bzw. Überwinterungsgebiete nutzen sie das reichhaltige Nahrungsangebot der Innstauseen. Andere Vögel überwintern, brüten oder leben ganzjährig am Unteren Inn. Von den über 300 Vogelarten, die hier bereits beobachtet wurden, sind etwa 130 Arten Brutvögel im Gebiet.

Vor allem im zeitigen Frühjahr kann man hier mehr als ein Dutzend Entenarten entdecken. Von den Inseln, aus den Auwäldern und dem Schilfröhricht tönt jetzt ein  phantastisches Vogelstimmenkonzert von Pirol, Blaukehlchen, Sumpfrohrsänger, Schlagschwirl, Beutelmeise und Rohrschwirl.

Kormorane und Schellenten nutzen die Innstauseen als Winterquartier. Seeadler waren ebenfalls bereits jahrelang als Wintergäste anwesend – und brüten seit 2009 regelmäßig im Gebiet.

Im flachen Wasser gehen der schneeweiße Silberreiher, der Seidenreiher und der äußerst seltene Nachtreiher auf Jagd. Je nach Jahreszeit kreisen am Himmel Seeadler, Schwarzmilan, Rohrweihe oder Fischadler. Die Auen und angrenzenden Wiesen und Äcker sind ein Paradies für Lachmöwen, den wachsamen Kiebitz, den Großen Brachvogel und den „fliegenden Edelstein", den Eisvogel.

Eine gute Möglichkeit, die Vogelwelt zu entdecken, ist ein Besuch unserer Erlebnis-Stationen.

Mehr über die aktuelle Vogelwelt am Unteren Inn erfahren Sie im Naturium Ering und von der Ramsar-Gebietsbetreuerin. Kontakt

Fische

Durch den Kraftwerksbau und die dadurch verlangsamte Fließgeschwindigkeit hat sich die Fischfauna am Unteren Inn verändert: Zu den früher typischen Arten Barbe, Nase und Huchen kommen nun Arten der ruhigeren oder stehenden Gewässer dazu. So finden sich jetzt auch Brachse, Karpfen, Hecht, Rotfeder und Rotauge im Unteren Inn.

Eine Besonderheit ist der Steingressling – er galt am Inn bereits als ausgestorben und konnte bei Ering wieder nachgewiesen werden. Aktuell sind nur zwei Fundorte in ganz Deutschland bekannt.

Wichtig für die heimische Fischfauna sind die Durchgängigkeit der Fließgewässer und geeignete Lebensräume für die verschiedenen Entwicklungsstadien der Fische. Maßnahmen wie der Bau von Umgehungsgewässern oder Renaturierung können zur Verbesserung der Lebensräume beitragen.

 

Säugetiere

In den Auwäldern am Inn fühlt sich einer besonders wohl: der Biber. Einst vom Menschen verdrängt, stößt man heute wieder vielerorts auf die unverwechselbaren Spuren des größten europäischen Nagetiers. In den üppigen Auwäldern findet er genügend Nahrung – im Sommer vor allem krautige Pflanzen und Schilfsprossen; im Winter fällt er Weiden und Pappeln, um an die schmackhaften Zweige zu kommen. Seine Wohnstätte, die Biberburg, und seine Dämme sind Meisterwerke eines wahren Baukünstlers.    

Der Fischotter wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa fast ausgerottet. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts gab es am Unteren Inn wieder vereinzelte Hinweise auf einwandernde Otter, seitdem werden immer wieder Beobachtungen gemeldet. Fischotter sind gute Schwimmer und Taucher: Sie können bis zu acht Minuten unter Wasser bleiben. Die Hauptnahrung des wendigen Marders sind kleine Fische.

Auch Fledermäuse sind Bewohner der Auwälder am Inn. Der Große Abendsegler nutzt beispielsweise alte Spechthöhlen als Quartier und geht über den Baumwipfeln auf Jagd nach Nachtfaltern, Grillen und Käfern. Die Wasserfledermaus dagegen jagt – wie der Name schon andeutet – bevorzugt dicht über Gewässern nach Fluginsekten.  

Amphibien

In den Tümpeln, Altgewässern und temporären Kleingewässern in der Aue fühlen sich Amphibien wohl: Verschiedene Froscharten, Kröten, Molche und Unken finden hier passenden Lebensraum.

Amphibien gehören weltweit zu den am stärksten bedrohten Artengruppen. Zu den Ursachen zählen die Zerstörung und Zerschneidung von Lebensräumen – Amphibien sind als „Pendler“ zwischen Land- und Gewässerlebensräumen besonders stark betroffen. Wegen ihrer durchlässigen Haut reagieren sie zudem empfindlich auf Chemikalien in der Umwelt, wie Pestizide oder Stickstoffdünger.

Reptilien

Mit etwas Glück kann man am Unteren Inn auch Reptilien beobachten. Die Ringelnatter lebt meist in der Nähe von Gewässern und ernährt sich hauptsächlich von Amphibien. Für den Menschen ist sie genau wie die Schlingnatter völlig ungefährlich. Letztere findet man eher an warmen Standorten wie besonnten Waldrändern und Dämmen. Wichtig für beide Arten sind vielfältig strukturierte Lebensräume mit Versteck-, Sonnen- und Jagdplätzen. Hier fühlen sich auch Zauneidechsen wohl.

Insekten & Co

Vielfältige Lebensräume heißt auch: vielfältige Insektenwelt. Totholzbewohnende Insekten profitieren von vielfältigem abgestorbenen Holz im Auwald. Libellen jagen über den Tümpeln und Altgewässern akrobatisch nach ihrer Beute. Auf dem „Biotopacker“ in der Eringer Au finden gefährdete und seltene Arten wie der Deutsche Sandlaufkäfer oder der Dunkle Seidenkäfer passenden Lebensraum. In den Wiesen der Brennen und Dämme summt und schwirrt es nur so vor bunten Faltern, Bienen, Fliegen und Heuschrecken. Mehr als 800 verschiedene Arten von Schmetterlingen leben am Unteren Inn!

Es lohnt sich, genau hinzuschauen – in der reichen Welt der Insekten, Spinnen & Co. gibt es unglaublich viel zum Entdecken und Staunen.

Pflanzen

Pflanzen der Auwälder

Eine Besonderheit ist die Schwarzpappel. Sie wird in der Roten Liste Bayern als stark gefährdete Art geführt und hat am Unteren Inn bayernweit ihre bedeutendsten Vorkommen – mit mehr als einem Drittel des bayerischen Bestandes! Dem Gebiet kommt damit eine besondere Verantwortung zum Erhalt dieser imposanten Baumart zu.

Auch die Grauerlenwälder haben es in sich: Die Bestände am Unteren Inn gelten heute als die größten zusammenhängenden Vorkommen in Deutschland. Für den Erhalt ist eine konsequente Bewirtschaftung wichtig, damit die Bestände nicht überaltern.   

Im zeitigen Frühjahr verwandelt sich der Auwaldboden in einen wahren Blütenteppich, übersät von Schneeglöckchen, Märzenbechern, Hohlem Lerchensporn, Buschwindröschen oder Gelben Windröschen. Die Strategie dieser Pflanzen ist es, zu blühen, bevor das dichte Auwaldlaub den Boden beschattet.

Typisch für Auwälder – wo es durch häufige Überschwemmungen an Nährstoffen nicht mangelt – sind auch Kletterpflanzen, wie beispielsweise die Gewöhnliche Waldrebe oder der Echte Hopfen.

Pflanzen der Brennen und Dämme

Auf den Dämmen und Brennen findet man im Sommer eine wunderschöne Fülle an bunten Blüten – darunter auch einige Besonderheiten wie seltene Orchideen, Golddistel oder Fransen-Enzian.

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